Beim Stakeholdertreffen der Lausitzer Akteure aus Wirtschaft, Wissenschaft, Politik und kommunaler Verwaltung am 25. Oktober 2024 in Cottbus/Chóśebuz wurden der Öffentlichkeit erstmals die technologische Ausrichtung sowie konkrete Maßnahmen zur Beschleunigung der Verwaltung und zum nachhaltigen Management für ein Net Zero Valley Lausitz präsentiert. Die Lausitz ist nicht nur Europas erste Region auf dem Weg zu einem Net Zero Valley, sondern auch Vorreiter in einem breit angelegten Beteiligungsprozess dazu. Dieser gilt selbst in Berlin und Brüssel inzwischen als Referenz und wird auch von dort aus konstruktiv begleitet. Dieses Miteinander in der Region und mit den politischen Ebenen bis hin zur EU wurde auf dem heutigen 1. Stakeholdertreffen Net Zero Valley Lausitz als „Lausitzer Weg“ vorgestellt.
Dabei wurden vor allem die Ergebnisse der intensiven 1. Phase im Beteiligungsprozess vorgestellt, die der Erarbeitung einer Strategie und Bewerbung dient. Rund 330 Teilnehmende aus Wirtschaft, Wissenschaft und kommunaler Verwaltung bis hin zu Akteuren aus Ländern, Bund und EU wurden bereits in Workshops und Expertengespräche eingebunden. Vor allem drei substanzielle Ergebnisse wurden in Vorträgen und ersten Dokumentationen präsentiert.
So wurde bereits ein technologisches Profil für die Zukunftsregion festgelegt. Insgesamt sollen mit dem EU-Vorhaben 19 grüne Zukunftstechnologien durch massiven Aus- und Aufbau von industriellen Produktionskapazitäten samt Lieferketten in Europa gestärkt werden. Vorteilsregionen wie ein Net Zero Valley sollen sich auf wenige, korrespondierende Technologien konzentrieren und zu diesen Wertschöpfungsketten aufbauen. Mit Hilfe des Kompetenzzentrum Klimaschutz in energieintensiven Industrien (KEI), das als Bundeskompetenzzentrum seinen Sitz in Cottbus hat, wurden Technologien zu Zielbildern zusammengeführt. Die faktenbasierte Bewertung führte zur Auswahl des Profils „CLEAN POWER CIRCLE“ für die Lausitz, das die vier Technologiefelder Batterie- und Speichertechnologien, Wasserstofftechnologien, Stromnetztechnologien und weitere Technologien zur Integration und Sektorkopplung umfasst. Das Zielbild wird für die Lausitz weiter gefasst und auf Produktion zur Nutzung Erneuerbarer Energien von Erzeugung über Wandlung bis Speicherung bezogen. Zudem wird der Kreislaufansatz bis hin zu Zero-Waste-Konzepten betont. Ebenso wurden erste Instrumente vorgestellt, wie in der Lausitz eine moderne, schnelle Verwaltung erprobt und umgesetzt werden soll. Als Innovation wurde gemeinsam mit dem ebenfalls in Cottbus/Chóśebuz ansässigen Kompetenzzentrum Regionalentwicklung des Bundesinstituts für Bau-, Stadt und Raumforschung (BBSR) das Konzept von Planspielen erläutert. So sollen in der Lausitz als Pilot für Deutschland komplexe Verwaltungsprozesse mit relevanten Akteuren aus Bund, Ländern und Region in verschiedenen Szenarien erörtert und Prozessoptimierungen bis hin zu erforderlichen Anpassungen in Gesetzen diskutiert werden. Die Lausitz bringt sich zudem als Reallabor für eine moderne Verwaltung mit Digitalisierung und Einsatz von KI ins Gespräch.
Der aktuellen Bewerbungsphase sollen die Implementierungs- und Umsetzungsphase für das Net Zero Valley Lausitz folgen – dafür wurde eine nachhaltige Management-Struktur aufgezeigt. Sie soll für ein gemeinsames länderübergreifendes Valley eingerichtet werden. Die Stadt Cottbus/Chóśebuz bereitet als Federführende im Gesamtvorhaben gemeinsam mit dem Landkreis Görlitz bereits einen länderübergreifenden STARK-Antrag vor.
Mit rund 150 Teilnehmenden aus der Region, aber auch Vertretern aus Staatskanzleien und Bundeswirtschaftsministerium, war der Saal beim heutigen Stakeholdertreffen im Gründungszentrum Startblock B2 bis auf den letzten Platz gefüllt. Im Fokus stand das weitere Vorgehen, bei dem der Einklang aus Dynamik, Gründlichkeit und Einvernehmen aller Akteure auch mit den Partnern in den Ländern und beim Bund betont wurde.
Am 6. November 2024 soll auf dem Lausitzforum in Schwarzheide das ausführliche Bewerbungsdokument an die Ministerpräsidenten Brandenburgs und Sachsens sowie Bundeswirtschaftsminister Habeck überreicht werden, dessen Eckpfeiler heute präsentiert wurden. Geht es nach den Lausitzer Akteuren, soll die Implementierung des ersten Net Zero Valleys Europas in der Lausitz im ersten Quartal 2025 beginnen. Im Panel mit Vertretern aus Wirtschaft und Politik wurde als weiterer Meilenstein definiert, das Net Zero Valley Lausitz als wirtschaftlichen Schwerpunkt in den Koalitionspapieren beider Länder zu verankern.
Die nächsten Schritte auf dem „Lausitzer Weg“ zeichnen sich bereits ab, unterstützt auch bei diesem Treffen einmal mehr vom Ideengeber der Valleys, Brandenburgs EU-Parlamentarier Dr. Christian Ehler: „Ich erwarte von den Ländern Sachsen und Brandenburg, aber auch vom Bund, eine konzentrierte Aktion nach der Regierungsbildung, das Net Zero Valley Lausitz als Priorität umzusetzen. Und ich sehe Bereitschaft dazu. Beim Thema Beschleunigung und Bürokratieabbau muss es auch wirklich vorangehen.“
Der Görlitzer Landrat Dr. Stephan Meyer ist Teil der Lausitzer Task Force und bringt die gemeinsame Motivation auf den Punkt: „Damit werden wir attraktiv sein für internationale Investoren, die Arbeitsplätze schaffen, die uns aber auch als Alleinstellungsmerkmal international bekannt machen. Und darum geht es.“
Dorit Köhler, Geschäftsbereichsleiterin Innovation und Nachhaltigkeit der Industrie- und Handelskammer Cottbus, begleitete Workshops, um die Perspektiven der Lausitzer Wirtschaft einzubringen: „Der Strukturwandel in der Lausitz ist in vollem Gange. Damit diese Entwicklung nicht an Fahrt verliert, braucht die Wirtschaft dringend schnellere und einfachere Verwaltungsverfahren sowie Arbeits- und Fachkräfte. Ein Net Zero Valley Lausitz kann dabei eine wichtige Rolle spielen. Es bietet nicht nur die Chance, Genehmigungsverfahren zu digitalisieren und zu beschleunigen. Es schweißt die gesamte Region zusammen und rückt die Lausitz als Zukunftsstandort deutschland- und EU-weit ins Blickfeld.“
Quelle: Stadt Cottbus/Chóśebuz