Neugestaltung „Platz an der Sonnenuhr“

Neugestaltung
„Platz an der Sonnenuhr“

Im Herzen der Cottbuser Altstadt zwischen dem Rathaus, der Klosterkirche und dem Altmarkt befindet sich der sogenannte „Platz an der Sonnenuhr“. Dieser bildet die einzige größere und öffentliche Grünanlage innerhalb der von den historischen Stadtmauern umgebenen Altstadt und hat somit eine hohe Bedeutung. Diese Grünfläche zeigt sich derzeit jedoch wenig attraktiv, mit geringer Aufenthaltsqualität und mangelndem ökologischen Wert.

Unter Einbeziehung der Stadtbevölkerung soll dieser Ort künftig eine hohe städtebauliche Qualität bieten, aber auch den wachsenden Anforderungen an das urbane Grün zur Verbesserung der stadtklimatischen Bedingungen gerecht werden.

Geschichte

Der „Platz an der Sonnenuhr“ weist eine bewegte Geschichte auf. Seine exponierte Lage in der Innenstadt legt nahe, dass dieser Ort auch in der Vergangenheit bedeutend war. Entgegen der Annahme der meisten Menschen war die jetzige Freifläche bis zum Zweiten Weltkrieg innenstadttypisch dicht bebaut. Da die heutige Berliner Straße im Mittelalter eine der zentralen Fernhandelsstraßen in Cottbus/Chóśebuz war, waren dort neben Wohn- vor allem Gewerbenutzungen vorzufinden. Dementsprechend befand sich bis 1945 an dieser Stelle eine spätmittelalterlich-bürgerliche Blockrandbebauung. Bei alliierten Bombenangriffen, denen auch das Alte

Rathaus auf dem Altmarkt zum Opfer fiel, wurde das komplette Carré zerstört. Nach dem Zweiten Weltkrieg (ca. um 1950) wurde der Platz von den Trümmern beräumt und im Wesentlichen so gestaltet, wie er auch heute noch vorzufinden ist. Die allen Cottbuserinnen und Cottbusern bekannte Sonnenuhr in Blumenform ist eine letzte Adaption an die ursprüngliche Bebauung – an dieser Stelle stand das Wohngebäude des Industriellen Emil Neumann, an dessen Ziergiebel sich eine Sonnenuhr befand. Im Zusammenhang mit der Errichtung des Wendischen Viertels wurde die Skulptur des Wassermanns, einer sorbisch/wendischen Sagenfigur, in die Gestaltung integriert.

Quellen Abbildungen: Stadt Cottbus/Chóśebuz – Stadtarchiv, Fachbereich Stadtentwicklung

Öffentliche Räume in der Cottbuser Innenstadt

Die qualitätvolle Gestaltung öffentlicher Räume und innerstädtischer Grünanlagen wird im Zuge des fortschreitenden Klimawandels, dem hohem Grad der baulichen Verdichtung und dem Bedarf an Nutzungsmischung immer bedeutender. Nicht zuletzt hat die Corona-Pandemie gezeigt, dass attraktiver, abwechslungsreicher und barrierefreier Freiraum dringend benötigt wird, um einen naturbezogenen Ort für die Bewohnerinnen und Bewohner in Städten zu bieten. Insbesondere der hohe Versiegelungsgrad

in der Cottbuser Altstadt, der enorme Nutzungsdruck durch den ruhenden und mobilen Verkehr, eine zunehmende Kommerzialisierung des öffentlichen Raumes sowie die mangelnde Aufenthaltsqualität der Platzfläche verleihen dem Projekt zusätzliche Bedeutung. Einhergehend mit den bereits jetzt spürbaren Auswirkungen des Klimawandels besteht darüber hinaus ein Anpassungszwang, um den aktuellen und zukünftigen klimatischen Anforderungen an den urbanen Raum gerecht zu werden.

Grünflächen (Grün) und Plätze (Orange) im historischen Altstadtbereich (Quelle Luftbild: Geoportal Cottbus)

Erklärtes Ziel ist die Neugestaltung des Platzes an der Sonnenuhr entsprechend zeitgemäßer Nutzungsanforderungen an den öffentlichen Raum. Als einzige noch nicht weitgehend versiegelte Fläche in exponierter Lage in der historischen Altstadt ist die Anpassung dieses Platzes an veränderte Anforderungen sowohl notwendig als auch sinnvoll. Innovative Maßnahmen und Lösungsansätze etwa zum Umgang mit

anfallendem Regenwasser können an dieser zentralen Stelle repräsentativ zum Tragen kommen und damit Modell für weitere Freiflächen im Stadtgebiet sowie für andere Kommunen stehen. Der Platz an der Sonnenuhr kann somit ein nachahmbares Vorzeigebeispiel für den Umgang mit dem Klimawandel und Begegnungsräumen in der Cottbuser Innenstadt darstellen.

Vorgehen im Planungsprozess

Unter Einsatz von Fördermitteln aus dem Bundesprogramm „Anpassung urbaner Räume an den Klimawandel“ und Eigenmitteln der Stadt Cottbus/Chóśebuz erfolgt ein Planungsprozess unter breiter Beteiligung von Studierenden, Fachplanerinnen und Fachplanern sowie der Öffentlichkeit, welcher die konzeptionelle und zeitgemäße Neuentwicklung des Platzes an der Sonnenuhr zum Ziel hat.

Maßgeblich ist, dass der Platz den zukünftigen ökologischen und gesellschaftlichen Anforderungen an den urbanen Raum gerecht wird – natürlich verbunden mit konkreten Maßnahmen für den Klimaschutz.

Die Umsetzung des Planungsprozesses besteht grundsätzlich aus den folgenden drei partizipativen Projektbausteinen:

1. Akademische Innovation

Studierende der Brandenburgischen Technischen Universität Cottbus – Senftenberg (BTU) erarbeiteten im Rahmen eines Stegreifs (Kurzentwurfsprojekt) Ende 2023 Gestaltungsansätze und Ideen für die Neugestaltung des Platzes. Von einer selbst schwer von Corona betroffene Gruppierung fließen so die eigenen Erfahrungen und damit repräsentative Bedarfe an öffentlichen Plätzen mit Aufenthaltsqualität in die Ansätze ein.

Die Ergebnisse der studentischen Auseinandersetzung mit dem Ort sowie die ersten Gestaltungsvorschläge bilden die Grundlage für die weitere Qualifizierung des Konzeptes und werden im zweiten Baustein aufgegriffen und weiterentwickelt.

1.1. Ergebnisse

In einem Stegreif beschäftigten sich Masterstudierende der Studiengänge Stadt- und Regionalplanung, Stadtplanung sowie Architektur der BTU fünf Wochen mit der Frage, wie der Platz an der Sonnenuhr umgestaltet werden könnte, um den Herausforderungen der klimaangepassten Stadt sowie den Anforderungen verschiedener Nutzerinnen und Nutzer gerecht zu werden. Dieser Stegreif wurde in Zusammenarbeit des Fachgebietes Landschaftsarchitektur und der Stadtverwaltung Cottbus/Chóśebuz sowie mit Unterstützung des Fachgebietes Infrastruktur- und Mobilitätsplanung durchgeführt.

In einer Jurysitzung am 29.11.2023 wertete ein achtköpfiges Team aus Vertreterinnen und Vertretern der beteiligten Fachgebiete der BTU, der

Stadtverwaltung sowie des beauftragten Planungsbüros die elf abgegebenen Arbeiten aus und entschied sich für fünf Beiträge, die weiter betrachtet werden sollen.

Um über ein breites Ideenspektrum als Grundlage für die zukünftige Gestaltung des Platzes an der Sonnenuhr zu verfügen, fiel die Wahl auf Arbeiten mit grundlegend verschiedenen Gestaltungsansätzen.

In mehreren Planungswerkstätten Anfang 2024 wurden die ausgewählten Konzeptionen von den Studierenden unter Mitwirkung beider BTU-Fachgebiete und des Planungsbüros ausgearbeitet, um diese anschließend der Öffentlichkeit vorzustellen und gemeinsam zu diskutieren.

1.2. Präsentationspläne Stegreife

2. Planungswerkstätten - Entwurfsideen

Im zweiten Schritt der Gesamtkonzeption überarbeiteten die Studierenden im Rahmen von drei Planungswerkstätten, durch den fachlichen Input der beauftragten Fachplanerinnen und Fachplanern der Büros Octagon Architekturkollektiv aus Leipzig und studiofutura aus Berlin sowie unter Mitwirkung der Fachgebiete Landschaftsarchitektur und Infrastruktur- und Mobilitätsplanung der BTU im ersten Quartal 2024 ihre Entwurfsideen für die Neugestaltung des Platzes an der Sonnenuhr, unter Berücksichtigung verschiedener planerischer Aspekte. Dazu gehörten beispielsweise die Berücksichtigung der unterschiedlichen Nutzungs- und

Gestaltungsansprüche verschiedenster Nutzergruppen an den öffentlichen Raum, die Anpassung der Fläche an die Passantenströme, der Umgang mit anfallendem Niederschlagswasser oder etwaigen Starkregenereignissen sowie die Betrachtung des vorhandenen und zukünftigen Bewuchses hinsichtlich der klimatischen Anpassungsfähigkeit.
Durch die Planungswerkstätten wurden somit die Entwurfsarbeiten weiter ausgearbeitet und konkretisiert.
Anfang März 2024 erfolgte die Endabgabe der fünf Entwurfsideen, die Sie nachfolgend einsehen können.

Allgemeiner Hinweis: Bei den vorgestellten Entwurfsideen der Studierenden der BTU handelt es sich lediglich um Konzeptionen, die als Grundlage für die Einholung von Meinungen der Öffentlichkeit und als Grundlage für die weitere Bearbeitung durch das Planungsbüro dienen. Es wird ausdrücklich angemerkt, dass die Aufgabenstellung der betreuenden universitären Fachgebiete den

Studentinnen und Studenten einen erheblichen Gestaltungsspielraum für die Stegreifentwürfe gelassen hat. So konnten vielfältige Ergebnisse und eine große Bandbreite an Ideen eingeholt werden. Es betrachteten z.B. alle Studierenden einen größeren Bereich als die tatsächlich neuzugestaltende Grünfläche selbst und beziehen etwa die umliegenden Straßenräume in die Ideenfindung mit ein.

2.1. Online-Beteiligung und Auswertung Entwurfsideen

Vom 17. September bis 21. Oktober 2024 konnten zu den fünf Studierendenentwürfen Bewertungen von bis zu fünf Sternen vergeben werden. Dabei sind insgesamt über 230 Bewertungen eingegangen.
Das zahlenmäßige Ergebnis des Votings, aus welchem das Konzept „Bunte Sonne“ als Favorit mit durchschnittlich 4,1 Sternen hervorging, sehen Sie in der Sternen-Grafik.

Zusätzlich konnten Kommentare zu den Konzepten eingereicht werden. Diese über die Kommentarfunktion eingegangenen Beiträge sind in Anregungen und Wünsche für die künftige Platzgestaltung in der nachfolgenden Grafik übersetzt worden. Eine qualitative Auswertung der Online-Beteiligung und die Erläuterung der Auswirkung auf die Vorplanung des beauftragten Planungsbüros erfolgte im Rahmen der Bürgerbeteiligungsveranstaltung am 12. November 2024 (siehe Punkt 3 Bürgerschaftlicher Dialog).

3. Bürgerschaftlicher Dialog

Am 12. November 2024 fand in den Räumlichkeiten des Citymanagements Cottbus/Chóśebuz (Spremberger Straße 29) eine öffentliche Veranstaltung zur Beteiligung der Bürgerschaft an den Planungen zur Umgestaltung des Platzes an der Sonnenuhr statt. Die Fachbereiche Stadtentwicklung sowie Grün- und Verkehrsflächen der Stadt Cottbus/Chóśebuz hatten gemeinsam mit dem beauftragten Planungsbüro Octagon dazu eingeladen, sich in den Planungsprozess zum Platz an der Sonnenuhr einzubringen.

Zu Beginn der Veranstaltung stellten Studierende der Stadtplanung von der BTU Cottbus – Senftenberg sowie ein Mitarbeiter des Fachgebiets Landschaftsarchitektur die von ihnen erarbeiteten Stegreifentwürfe den anwesenden Vertreterinnen und Vertretern des Bürgervereins Cottbus-Mitte e.V., des Cottbuser Altstadtvereins e.V., der Industrie- und Handelskammer Cottbus, der Klosterkirchengemeinde, der Stadt Cottbus/Chóśebuz und weiteren interessierten Bürgerinnen und Bürgern vor und beantworteten dazu auftretende Fragen.

Entwurf 1 „Mitte aktivieren“ & Entwurf 2 „Verbindungen stärken“

Anschließend stellte das Planungsbüro Octagon zwei daraus entwickelte Entwurfsansätze für den Platz an der Sonnenuhr zur Diskussion. Dabei kristallisierte sich im Gespräch ein deutlicher Favorit für die angestrebte Umgestaltung der altstädtischen Grün- und Freifläche heraus.

Es wurden zahlreiche Anregungen zu Papier gebracht und wertvolle Ansätze zur weiteren Bearbeitung der Entwurfsplanung gewonnen. Die Anregungen und Ansätze wurden daraufhin sortiert und zu den daraus entstandenen Kategorien „Ökologie/Freiraum“, „Nutzung/Gestaltung“, „Mobilität“ und „Sonstiges“ zugeordnet.

Nachfolgend sind alle Anregungen und Hinweise der Veranstaltung kurz zusammengefasst. Die Planungsleistungen für die künftige Platzgestaltung sollen im Frühjahr 2025 abgeschlossen sein. Derzeit bemüht sich die Stadt Cottbus/Chóśebuz um die Akquise von Fördermitteln für eine spätere Umsetzung der Entwurfsplanung.

Die Stadt Cottbus/Chóśebuz möchte sich an dieser Stelle recht herzlich bei den Bürgerinnen und Bürgern, die an der Veranstaltung teilgenommen haben, sowie insbesondere bei den beteiligten Studierenden bedanken, die mit ihren Entwurfsarbeiten, den Planungsprozess bereichert haben.

4. Entwurfsplanung

Das Ergebnis der Bürgerbeteiligung soll in die dann vom Planungsbüro zu entwickelnde konkrete Entwurfsplanung für die Platzgestaltung des Platzes an der Sonnenuhr einfließen, welche dann die Interessen und Bedürfnisse aller Gesellschaftsbereiche abdeckt, die klimatischen Aspekte berücksichtigt und eine zukunftsgewandte Platzgestaltung ermöglicht, die einen vitalen Klima-Raum im Herzen der Cottbuser Altstadt schafft.

Das Ergebnis der Bürgerbeteiligung soll in die dann vom Planungsbüro zu entwickelnde konkrete Entwurfsplanung für die Platzgestaltung des Platzes an der Sonnenuhr einfließen, welche dann die Interessen und Bedürfnisse

aller Gesellschaftsbereiche abdeckt, die klimatischen Aspekte berücksichtigt und eine zukunftsgewandte Platzgestaltung ermöglicht, die einen vitalen Klima-Raum im Herzen der Cottbuser Altstadt schafft.

© M. Laske

Stadtverwaltung Cottbus/Chóśebuz 
Fachbereich Stadtentwicklung
Karl-Marx-Straße 67
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Mike Lux
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